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25.02.2025 ► Wir waren immer der Meinung, dass Politik in einer Fachzeitschrift wie dem Druckmarkt nichts zu suchen hat. Das war auch bisher ein gutes Rezept, denn die Techniken, die wir üblicherweise vorstellen und beschreiben, lassen sich keiner politischen Strömung unterordnen. Dachten wir. Doch Agenturen, werbungtreibenden Unternehmen, Druck und Medien sowie digitalen Plattformen kommt in Gesellschaft und Politik eine herausragende Rolle zu. Was angesichts der zurückliegenden politischen Ereignisse im In- und Ausland mehr als deutlich geworden sein dürfte.
Während sich der Bundesverband Druck und Medien aktuell im Wahlkampf an zwar wichtigen, gleichwohl abgedroschenen Forderungen an die Politik abarbeitet und verbesserte Rahmenbedingungen fordert – wie es alle Wirtschaftsverbände seit Monaten tun – lieferte Larissa Pohl, Präsidentin des Gesamtverband führender Kommunikationsagenturen, Ende Januar die „Hamburger Erklärung“ ab und machte damit deutlich, dass es nicht ausreicht, alle Verantwortung auf die Politik zu schieben, (vergebens) auf eine Umsetzung zu warten und die Hände in den Schoß zu legen.
Die Branche selbst muss aus Sicht des GWA mehr Verantwortung als bisher übernehmen. Denn ein „weiter wie bisher“ ist mit dem Blick auf aktuelle Entwicklungen keine Option.
Mit den fünf Punkten der „Hamburger Erklärung“ spricht sich der GWA dafür aus, dass sich Werbespendings nicht mehr alleine an (vermeintlich hohen) Reichweiten ausrichten dürften, wie sie die digitalen Medien angeblich bieten. Werbungtreibende und Agenturen hätten schließlich auch eine gesellschaftliche Verantwortung bei der Finanzierung unabhängiger journalistischer Angebote.
Dem kann man nur zustimmen, denn inzwischen fliessen rund 50% der Netto-Werbeumsätze an US-Tech-Konzerne, die fast allesamt eine Gangart angekündigt haben, die es fast unmöglich machen, Marken in einem seriösen Umfeld zu bewerben. Dabei ist es in Zeiten von Fake-News und KI mehr denn je erforderlich, zwischen journalistischen und anderen Inhalten unterscheiden zu können, fordert der GWA. Hier liege es jedoch an der Politik in Bund und Ländern, die Medienkompetenz der Bevölkerung – und nicht nur die des Nachwuchses – massiv zu stärken. Zudem fordert der GWA, dass nach journalistischen Kriterien und presserechtlichen Anforderungen erstellte Inhalte von anderem Content klar unterscheidbar sind und dass auf Werberegulierung, deren Wirksamkeit ohnehin zweifelhaft ist, verzichtet wird.
Würden die Forderungen der „Hamburger Erklärung“ tatsächlich umgesetzt – was zu hoffen ist – wären einige Probleme auch für die Druckindustrie beseitigt, die wegen der anhaltenden Stärke digitaler Medien immer mehr aus dem Blick der Öffentlichkeit verdrängt werden.
Und da einige soziale Medien immer mehr Politik in unsere Branche hineintragen, bleibt auch der Fachpresse nichts anderes übrig, als „politischer“ zu werden, die Medienkompetenz zu stärken und mehr Verantwortung zu übernehmen.
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