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18.08.2024 ► War die drupa 2024 wirklich der große Erfolg, von dem der Veranstalter, die Messe Düsseldorf, und viele Hersteller noch kurz nach Messeschluss schwärmten? Zweifel sind angebracht. Denn nach und nach machen Zahlen und Fakten deutlich, dass selbst gigantische Messeumsätze nicht wettmachen können, was das Umsatz-Loch vor der drupa sowie die Messekosten in die Kassen gerissen hatte. Das gefürchtete ›drupa-Loch‹, also die Delle im Auftragseingang vor der Messe, von dem in letzter Zeit immer weniger die Rede war, ist wieder da und hat scheinbar nichts von seinem Schrecken verloren. So hat der Druckmaschinenbauer Koenig & Bauer AG seit Ende Mai 2024 zwar einen Auftragseingang in Höhe von 250 Mio. € verzeichnet und damit zum Ende des 2. Quartals des Geschäftsjahres 2024 mit 1,021 Mrd. € den höchsten Halbjahresauftragsbestand der jüngeren Unternehmensgeschichte erreicht. Doch die Auftragszurückhaltung vor der drupa hatte den Umsatz im ersten Halbjahr um 10,8% gegenüber dem Vorjahr sinken lassen und die grob gerechnet 10,0 Mio. € Kosten rund um die drupa addierten sich in der Summe zu einem Verlust von –49,3 Mio. € auf.
Die Kaufzurückhaltung und das lange Abwarten der Kunden vor der Messe haben auch bei anderen Herstellern zu geringen Umsätzen in den ersten Monaten des Jahres 2024 geführt. So sind nach der drupa Kolbus und MB Bäuerle sowie schon vor der Messe Chr. Renz in die Insolvenz geschlittert – und alle beklagen die Kaufzurückhaltung. Verständlich. Schließlich weiß jeder Unternehmer, dass es ein Höllenritt ist, einen Rückstand beim Umsatz wieder aufzuhohen. Denn neben einem deutlich höheren Auftragseingang während der verbleibenden Monate stehen auch hohe Messekosten auf dem Block. Und nachdem die Kassen der Hersteller durch hohe Spesen und Ausgaben nahezu leer sind, sorgt die drupa zugleich für Ebbe bei den Kommunikationsbudgets. Dabei müsste gerade nach einer Messe und wegen der Vorstellung neuer Produkte die Werbetrommel um so kräftiger gerührt werden. Was angesichts leerer Kassen ausfällt.
Da stellt sich schon die Frage, ob eine Messe wie die drupa noch ihr Geld wert ist, wenn sie zwar für Aufträge auf der Veranstaltung selbst sorgt, vorher aber als Vakuum wirkt, die Bilanzen in den Keller zieht und nachher keinen Spielraum lässt, die Messeprodukte angemessen zu vermarkten.Die immer gepriesenen Stärken der drupa sind offenbar zum Risiko geworden. So war die drupa seit jeher Marktplatz und Schaufenster, um der gesamten Druckbranche neue Technologien näherzubringen, was aber angesichts rapide zurückgehender Besucherzahlen immer weniger zutrifft. Und zweitens war in der Vergangenheit (Ausnahme 2008) immer Verlass darauf, dass die drupa eine Sogwirkung auslöst und die Geschäfte nachhaltig absichert – sowohl für die Aussteller als auch für Besucher und Käufer. Das ist 2024 nicht zu erkennen. Die Verlässlichkeit ist der Hoffnung gewichen, dass die guten Verkäufe Ende Mai und Anfang Juni kein Strohfeuer waren und dass die Sommermonate, der Herbst und das Jahresendgeschäft das wieder rausreißen, was fünf Monate nicht stattfand: Investitionsfreudigkeit.
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