Adrian Frutiger gestorben
Der Schweizer Typograf wurde 87 Jahre alt

13.09.2015 ► Der Schweizer Typograf Adrian Frutiger ist am 12. September 2015 im Alter von 87 Jahren in Bremgarten bei Bern, wo er viele Jahre lang lebte, gestorben. Frutiger gilt als einer der bedeutendsten Grafikdesigner, Schriftgestalter und Typografen des 20. Jahrhunderts. Der 1928 in Unterseen im Berner Oberland geborene Frutiger lebte und arbeitete lange Zeit als künstlerischer Leiter der Schriftgiesserei Deberny & Peignotin Paris.
In den 1950er Jahren kreierte Frutiger die Schriftfamilie ‹Univers› und passte sie später für die Verwendung in elektronischen Satzverfahren an. Weitere Schriften wie die ‹Frutiger› oder ‹Avenir› folgten. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz Anfang der 1990er Jahre wohnte und arbeitete Adrian Frutiger in Bremgarten bei Bern.
In Typografen- und Designerkreisen ist Adrian Frutiger eine Legende: Seine Schriften fanden und finden weltweit Einsatz und Anerkennung und prägen den öffentlichen Raum. In der Schweiz etwa kennt jeder Autofahrer Adrian Frutigers Schrift ‹Astra›, die seit 2003 auf allen Verkehrsschildern zu lesen ist. Und ‹Druckmarkt›-Leser kennen seine ‹Frutiger› als hervorragend lesbare Grundschrift unseres Magazins. Und es ist ein wahres Glück, dass die Schrift, die er unter dem Namen ‹Concorde› begonnen hatte, heute seinen Namen trägt. Damit steht Adrian Frutiger neben Garamond, Caslon, Bodoni oder dem ebenfalls erst kürzlich verstorbenen Hermann Zapf und den vielen anderen Schriftentwerfern, die den Geist ihrer jeweiligen Epoche in Buchstaben ausgedrückt haben, unvergessen in einer Reihe.
Adrian Frutiger war ein bescheidener, ausdauernder, ruhiger, konzentrierter und pragmatischer Mensch, der immer mahnte, das Modische und die anhaltend überzogene Design-Verliebtheit nicht zu wichtig zu nehmen, sondern Qualität in Schrift, Bild, Gestaltung und Medien unter einem sehr pragmatischen Aspekt zu sehen: «Schrift und Gestaltung, die man wahrnimmt, erfüllt ihre Aufgabe nicht, weil sie vom Inhalt ablenkt.» Bei meinem letzten Besuch im Jahr 2004, als ich das Vorwort für eines seiner vielen Bücher schreiben durfte, sagte er mir. «Wer sich mit Schrift und Schriftgestaltung beschäftigt, sollte wissen, dass wir nicht die schwarzen Striche gestalten, sondern den weissen Raum dazwischen.» Diesen Satz werde ich nie vergessen. Und Adrian Frutiger auch nicht.
Klaus-Peter Nicolay

 

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