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21.03.2015 ► »Beim umfassendsten Restrukturierungsprojekt unserer jüngeren Unternehmensgeschichte sind wir zügig vorangekommen und freuen uns früher als erwartet über positive Ergebnisse«, kommentiert Claus Bolza-Schünemann, Vorstandsvorsitzender des bald 200 Jahre alten Druckmaschinenbauers Koenig & Bauer, in einem Aktionärsbrief die Zahlen für das Geschäftsjahr 2014.
Demnach liegt der Umsatz des Konzerns mit 1,1 Mrd. Euro am oberen Ende der Prognose und gleichauf mit dem Umsatz 2013. Das im Vorjahr durch erhebliche Restrukturierungsaufwendungen belastete Ergebnis war 2014 trotz weiterer Sonderaufwendungen von 10,0 Mio. Euro mit +14,1 Mio. Euro deutlich besser als avisiert. Auch das Ergebnis vor Steuern (EBT) übertrifft mit +5,5 Mio. Euro und das Konzernergebnis mit +0,3 Mio. Euro die Prognose.
In der Analyse des Geschäftsjahres verweist KBA auf zahlreiche Konflikte in der Welt, die schwache Konjunktur in Teilen Europas und in Schwellenländern sowie auf das geringere Wachstum in China, die den Auftragseingang 2014 beeinflussten. Daher sei die Entwicklung im Bogenbereich besonders erfreulich, bei der sich die starke Position im Faltschachtel- und Blechdruck ausgewirkt habe und das Geschäft entgegen dem Branchentrend leicht auf 610,1 Mio. Euro wuchs. Bolza-Schünemann bezeichnet das Ergebnis der Bogensparte mit +11,5 Mio. Euro als ausgesprochen ermutigend für die Zukunft.
Gleichzeitig setzte sich die negative Entwicklung im Zeitungs- und Publikationsdruck fort und führte zusammen mit der Nachfrageberuhigung im Wertpapierdruck zu einem Rückgang um 14,2% auf 346,8 Mio. Euro beim Auftragseingang. Das Auftragsplus im Bogenbereich konnte diesen Rückgang jedoch nicht kompensieren, wodurch die Maschinen-Neubestellungen mit 956,9 Mio. Euro um 5,5% unter dem Vorjahr lagen.
Ähnlich zeigt sich auch die Entwicklung beim Umsatz. Während die Erlöse mit Bogenmaschinen um 3,3% auf 590,6 Mio. Euro stiegen, sank der Umsatz mit Rollen- und Sondermaschinen um 3,5% auf 509,5 Mio. Euro. Die geringeren Erlöse konnten teilweise durch die Töchter KBA-Kammann und KBA-Flexotecnica kompensiert werden. Beide liefern Spezialmaschinen für den Verpackungsdruck. Gewachsen ist auch die im Kennzeichnungsdruck tätige KBA-Metronic und einen Umsatzbeitrag leistete schließlich der Digitaldruck mit der ersten an einen deutschen Dekordrucker gelieferten Inkjet-Rotation KBA RotaJET 168.
Neue Gesellschaftsstruktur
Ende 2014 beschäftigte die Gruppe mit 5.731 Personen rund 680 weniger als im Vorjahr. Ohne Auszubildende und freigestellte Beschäftigte sank die Belegschaft auf 5.114 Mitarbeiter und soll bis Ende 2016 auf 4.500 schrumpfen, wobei die Ausbildungsquote mit 7,4% überdurchschnittlich hoch bleiben soll.
Im Rahmen der Neuausrichtung des Konzerns wird der Wechsel von der jetzt funktionalen zu einer divisionalen Struktur vorbereitet, bei der keine Toleranz für Verlustbringer und keine Quersubventionen erlaubt sein sollen. Die neue Gesellschaftsstruktur soll bei Zustimmung der Hauptversammlung im Mai rückwirkend zum Januar 2015 in Kraft treten. Dabei agiert die Koenig & Bauer AG in Würzburg als Holding mit Zentralfunktionen. Unter ihrem Dach sind die operativen Geschäftseinheiten Bogenoffset (Sheetfed Solutions), Digital & Rolle (Digital & Web Solutions) sowie als gemeinsame Fertigungsbasis die standortübergreifende Produktion (Industrial Solutions) vorgesehen. Die für den Sicherheitsdruck verantwortliche KBA-NotaSys in Lausanne wird wie KBA-MetalPrint (Stuttgart), KBA-MePrint und KBA-Metronic (beide Veitshöchheim), KBA-Kammann (Bad Oeynhausen) sowie KBA-Flexotecnica im italienischen Tavazzano im neu geschaffenen Segment Spezialmaschinen konsolidiert.
Kein Wachstum erwartet
KBA erwartet 2015 im Druckmaschinenmarkt kein Wachstum, sieht aber Potenzial im Verpackungs- und Digitaldruck. Dabei will sich KBA im digitalen Druck auf Anwendungen mit anspruchsvollen Materialien und großen Bahnbreiten konzentrieren. Dazu wurden mit der RotaJET L und RotaJET VL flexible Plattformen geschaffen. Zudem erwartet KBA erste positive Impulse aus der Partnerschaft mit HP bei der gemeinsamen Entwicklung einer Inkjet-Anlage für den digitalen Wellpappendruck (siehe auch ›Druckmarkt impressions 90‹). Im Segment Verpackung sieht sich die KBA-Gruppe ohnehin bereits gut aufgestellt und im Kartonagen-, Blech- und Glas-Direktdruck führend. Der Markt für flexible Verpackungen, in dem KBA-Flexotecnica tätig ist, soll weiter vorangetrieben werden, KBA-Kammann konzentriert sich auf Anlagen zur Dekoration von Hohlkörpern und kooperiert mit KBA-MePrint beim Druck hochwertiger Etiketten. Zudem will der Konzern den Service- und Handelsumsatz weiter steigern.
Für 2015 erwartet der KBA-Vorstand aufgrund der dann weitestgehend abgeschlossenen Restrukturierung eine spürbare Entlastung bei Ergebnis und Liquidität und strebt einen Konzernumsatz von gut 1,0 Mrd. Euro an (das wäre ein Rückgang), erwartet aber Ergebnisverbesserungen. Dabei sieht sich KBA weiterhin ausgesprochen solide finanziert.
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