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06.08.2014 ► Die Heidelberger Druckmaschinen AG streicht ihr Portfolio an Weiterverarbeitungsmaschinen massiv zusammen. Die Eigenfertigung an den Heidelberg-Standorten in Deutschland ist unter den neuen Marktbedingungen nicht mehr wettbewerbsfähig, heißt es in einer Presseinfor- mation des Druckmaschinenherstellers. Daher würden bis auf die Fertigung von Falzmaschinen in Ludwigsburg die anderen Kapazitäten stillgelegt. Alle anderen Produkte werden eingestellt, an andere Unternehmen vergeben, Vertrieb und Service in andere Hände gelegt.
Im Bereich Postpress Packaging (Weiterverarbeitungsgeräte für den Verpackungsdruck) soll die Entwicklung und Herstellung von Produkten und Lösungen künftig durch den neuen chinesischen OEM-Partner Masterwork Machinery erfolgen, Vertrieb und Service will Heidelberg weiterhin selbst betreuen.
Bei den Weiterverarbeitungsmaschinen für den Akzidenzdruck (Postpress Commercial) erfolgt bis suf den Bau der Falzmaschinen und die Schneidemaschinen von Polar keine Vermarktung mehr durch Heidelberg. Sammelhefter und Klebebinder wird es in Zukunft von Heidelberg nicht mehr geben. Der Service der installierten Basis an den nicht mehr weitergeführten Produkten wird von Müller Martini übernommen.
Der Abbau der Heidelberg-Kapazitäten führt zur Schließung des Standorts Leipzig und zu einer entsprechenden Verringerung der Beleg- schaft an den Standorten Ludwigsburg und Wiesloch-Walldorf. Insgesamt sollen davon weltweit rund 650 Mitarbeiter betroffen sein.
Müller Martini bestätigt in einer eigenen Mitteilung die Übernahme der Service-Aktivitäten, spricht aber auch davon, dass bis Ende 2014 »das gesamte Know-how der bis anhin in Leipzig produzierten Maschinen« übernommen werde. Was auch immer das bedeuten mag, es geht dabei offenbar auch um Geld. Denn in der Mitteilung von Müller Martini heißt es, dass über die Höhe der Vertragssumme Stillschweigen vereinbart worden sei.
Bereits anlässlich der Bilanzpressekonferenz hatte Heidelberg als Bestandteil seiner Portfoliooptimierung die Entwicklung neuer Ge- schäftsmodelle für margenschwache Produkte angekündigt. Und nach der Aktionärs-Hauptversammlung wurde Heidelberg-Chef Dr. Gerold Linzbach in der regionalen Tagespresse zitiert: »Wir haben noch immer Bereiche, die keinen Cash erzeugen, sondern nur Geld verbrauchen.« Er wolle die Verlustbringer so schnell wie möglich abstellen, sagte Linzbach.
Heidelberg sei bei den Postpress-Produktlinien nur eingeschränkt wettbewerbsfähig gewesen, räumt Dr. Linzbach ein. »Die Neuaufstellung der Bereiche ist ein wichtiger Schritt, die wirtschaftliche Situation von Heidelberg zu verbessern und dem Renditeziel von mindestens acht Prozent näher zu kommen.« In der Summe sollen die Maßnahmen im Bereich der Weiterverarbeitung eine Ergebnisverbesserung von
rund 30 Mio. Euro pro Jahr größtenteils ab dem folgenden Geschäftsjahr mit sich bringen.
Bisher machte der Bereich Weiterverarbeitung bei Heidelberg etwa 10% vom Umsatz aus. Dieser Anteil wird künftig noch kleiner. Vor allem hat sich Heidelberg damit vom bisherigen Anspruch des Komplettanbieters verabschiedet. (nico)
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