Aus für die CeBIT
Aber es ist kein schwerer Abschied


 
28.11.2018
 ► nico • Aufgrund mangelnder Aussteller- und Besucherzahlen hat die Deutsche Messe AG die CeBIT begraben. Die für den Juni 2019 geplante Messe ist abgesagt. Das kam für viele nicht überraschend, denn die Veranstalter hatten zu oft Richtungswechsel vorgenommen, die weder Aussteller, noch Besucher nachvollziehen konnten. Zuletzt war sie nur noch ein Schatten ihrerselbst.
Die CeBIT war einmal das „Centrum für Büro- und Informationstechnik“, wuchs zu einer der weltweit größten Messen für Informationstechnik, fand ab 1986 auf dem Messegelände in Hannover statt und war in ihren besten Zeiten richtungsweisend für IT- und Computertechnik. So war die CeBIT früher einmal ein wichtiger Fixpunkt im Kalender der Druckindustrie, weil man in der legendären Halle 1 (die übrigens schon 1970, also vor der eigentlichen Messe, als Teil der Hannover Messe eröffnet wurde) Satz-, Druck- und Finishingsysteme genauso fand wie die neuesten Scanner, Digitaldrucksysteme, Kopierer und Systeme für das Dokumentenmanagement. Das ist lange her, denn irgendwann beschlossen die Veranstalter, dass diese Produkte nicht mehr zum Stil der Messe passten – und schlossen diese Anbieter aus. Das war wohl der erste Schritt zum Niedergang. Denn zugleich (vielleicht war es auch nur Zufall) ging die Zahl der Aussteller und Besucher zurück und das Interesse verlagerte sich auf andere IT-Technologien.
Doch auch diese Themen fanden immer weniger Interessenten. Messen wie die CES in Las Vegas, der Mobile World Congress in Barcelona und die Ifa in Berlin liefen der CeBIT den Rang ab. Also versuchte man es mit Spielen und anderem Kram, um Volksfest-Charakter aufkommen zu lassen – samt Riesenrad. Am Ende kamen statt der ehemals über 830.000 nur noch 200.000 Besucher zur Messe. Und auch wenn jetzt die Rede davon ist, die weltweit größte Computermesse sei jetzt am Ende – die CeBIT glich zeitweise eher einer Mobilfunk- und Smartphone-Messe denn einer Messe mit IT-Charakter. Markt und Messelandschaft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten eben stark gewandelt.
So mag das Ende der Messe für die einen eine Schock-Nachricht sein, für mich ist es kein herber Verlust. Ich war so um das Jahr 2000 zum letzten Mal dort, um die CeBIT und Hannover enttäuscht zu verlassen. Die niedersächsische Hauptstadt war der Größe der Messe und der Anzahl der Besucher ohnehin nie gewachsen. In Ermangelung ausreichender Übernachtungskapazitäten mussten Besucher statt im Hotel- im privaten Kinderzimmer unbekannter Familien übernachten. Alles rund um die CeBIT war wenig professionell – selbst das Wetter, denn im März zeigte der Winter noch einmal seine Krallen. Etliche Messestände waren am ersten Messetag noch im Bau, weil die Lkw voller Exponate im Schnee der Kasseler Berge stecken geblieben waren. Der Spruch „Der Winter ist erst vorbei, wenn die CeBIT ihre Türen schließt“ machte die Runde. Jetzt schließt sie (auch wenn sie inzwischen in den Sommer verlegt wurde) ihre Tore wohl endgültig. Was aber nicht heißen muss, dass es keinen Winter mehr geben wird.  


 

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